Bewegliches Klassenzimmer in Klasse 1 und 2

Die Lebenswelt, die Lebenwirklichkeit unserer Kinder hat sich in den letzten Jahren, im letzten Jahrzehnt stark verändert. 

Nicht nur ist das Einschulungsalter immer weiter herabgesetzt worden, wir erleben heute auch Kinder, die einen sehr großen Bewegungsdrang haben, die Mühe haben, sich zu fokussieren, zu konzentrieren, die daneben auch großen Bedarf im sozialen Üben mitbringen. 

Schule muss sich entsprechend verändern und auf diese Entwicklungen eingehen. 

Neben vielfältigen grob- und feinmotorischen Übfeldern sind auch stabile Beziehungen, Rhythmus und Verlässlichkeit hier sehr wichtig.  

Während der ersten zwei Schuljahre versuchen wir den Bedürfnissen der Kinder nach einem harmonischen und rhythmisierten Vormittag und der großen Bewegungsfreude mit einem besonderen Konzept entgegen zu kommen.

 

Bewegliches Mobiliar

Tische und Stühle werden ersetzt durch niedrige, leicht zu transportierende Holzbänke, Sitzkissen und einem raumfüllenden Teppich.

Dem natürlichen Bewegungsbedürfnis der Kinder kommt dieses Mobiliar sehr entgegen, zumal der Klassenraum schnell in eine große Spiel- oder Arbeitsfläche verwandelt werden kann. In den Unterricht hineingeflochten sind durch diese neuen Möglichkeiten viele Bewegungselemente, die zuvor (z.B. aus Platzmangel) so nicht möglich waren.

Die entstandene freie Fläche bietet gute Voraussetzungen zur Schulung der leiblichen Sinne, der körperlichen Wendigkeit und der Ausdrucksmöglichkeiten. Das Bedürfnis nach Bewegung aufzugreifen ist ein erklärtes Ziel unserer Pädagogik und soll durch dieses Modell noch mehr berücksichtigt werden.

Kinder brauchen ein stabiles Fundament ihrer Körpersinne: Tastsinn, Vitalsinn, Bewegungssinn und Gleichgewichtssinn, sonst leiden nicht nur Lesen, Schreiben, Rechnen, sondern auch Aufmerksamkeit, Leistungsfähigkeit und Selbstvertrauen, ja überhaupt die spätere Lebensqualität. Spiele und andere Erfahrungsformen dieser Sinne müssen also breiten Raum einnehmen, um die Kinder zu stärken. Ganz besonders gilt das für den Bereich der Bewegung. Sie braucht nicht nur Zeit im Stundenplan, sondern soll allen Unterricht durchziehen, soll Hauptelement des Lernens sein. 

 

Verlässliche Beziehungen - Rhythmus 

Das Klassenteam oder einer davon begleitet die Klasse während der gesamten Unterrichtszeit, also auch in den Fachunterrichten. So kann sich ein enges soziales Gefüge innerhalb der Klasse entwickeln, und die Kinder erleben Beständigkeit, Zuverlässigkeit und Geborgenheit.

Pausenzeiten können flexibel und nach den Bedürfnissen gestaltet werden. 

Mit der Auflösung des 45Min-Taktes entstehen flexible Möglichkeiten, die den Bedürfnissen der Kinder entsprechen und den Unterrichtstag neu gestalten. Die Fremdsprachen Englisch und Französisch werden in Epochen unterrichtet, andere Fachunterrichte, wie Handarbeit und Eurythmie integrieren sich in den Vormittag und lösen damit einen der Teamlehrer ab. 

Der Unterricht findet überwiegend im Bänke-Kreis statt. Das Klassenteam spannt einen  weiten Bogen über den ganzen Vormittag. Dieser endet gegen 13 Uhr mit einer Geschichte oder Erzählung zum jeweiligen Thema.

 

Wandertag mit grünem Klassenzimmer 

Ein weiteres Element und Werkzeug den Bedürfnissen der Kinder heute entgegen zu kommen, ist ein fester Wandertag pro Woche in Klasse Eins und Zwei. 

Bewegung, Verlässlichkeit und Rhythmus spielen auch hier eine wichtige Rolle. „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung“.. unter diesem Motto findet der bei Schülern und Klassenteam gleichermaßen beliebte Wandertag regelmäßig in der Mitte der Woche statt.

Die Begegnung in und mit der Natur bietet reiche Möglichkeiten körperliche, seelische und soziale Lernprozesse zu aktivieren.

Das "grüne Klassenzimmer" bietet sich an, Fachleute, wie z.b. den Förster dazu einzuladen, Vögel und Pflanzen kennen zu lernen: "Erkennst du diesen Vogel an seinem Singen?" "Wem gehört wohl dieses Nest?" "Erkennst du diesen Baum an seiner Frucht?"

Hier finden auch klassenübergreifende Aktionen Platz, z.B. die Apfelernte im Herbst.